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Tilo Richter

Die Kreuzkirche in Chemnitz

Ein Bau von Otto Bartning

Herausgegeben vom Evangelischen Forum Chemnitz
Passage-Verlag Leipzig
CHF/€ 10.00
ISBN 3-9805299-1-6

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Herausgegeben anlässlich des
60. Jubiläums der Kirchweihe, mit einem Vorwort von Matthias Wild
und einem Text von Steffen Walter,
64 Seiten, 15 x 21 cm, broschiert,
49 Abbildungen im Duplexdruck, Einband im Buchdruck.
Buchgestaltung: Andreas Stötzner
1996 ausgezeichnet mit dem Wolfgang-Weidlich-Preis

Schon 1880 plante man die Errichtung einer Kirche auf dem Chemnitzer Kaßberg, aber erst über 50 Jahre später konnte die Kreuzgemeinde ihren eigenen Kirchbau weihen. Der erste Weltkrieg und die Inflation verhinderten die Verwirklichung, bis schließlich 1934 ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben wurde. Im Preisgericht waren neben den Vertretern der Kirche bedeutende Architekten: der Berliner Heinrich Tessenow, Paul Bonatz aus Stuttgart und der Chemnitzer Stadtbaurat Fred Otto. 1935 wurde beschlossen, einen Entwurf des damals renommierten Berliner Architekten Otto Bartning auszuführen. Ein Jahr später wurde die Kirche fertiggestellt.

Otto Bartning (1883–1959) gehört zu den Protagonisten der modernen Architektur in Deutschland. Nach seinem Studium in Karlsruhe und Berlin arbeitete er von 1906 bis 1928 als freier Architekt in Berlin. Er war Mitglied des Deutschen Werkbundes und im Arbeitsrat für Kunst tätig. Er wirkte als Lehrmeister am Bauhaus Weimar und war von 1926 bis 1930 Leiter der Staatlichen Hochschule für Baukunst, Bildende Künste und Handwerk in Weimar. Berühmt sind seine expressionistischen Architekturentwürfe und Bauten der 1920er Jahre, insbesondere die Pläne zum Bau der Sternkirche von 1922. Otto Bartnings Aufsätze «Vom neuen Kirchenbau» (1919) und «Die Stahlkirche» (1928) sind Zeugnisse seiner publizistischen Tätigkeit.

Bartnings Kirchbau in Chemnitz gehört zum wenig bekannten Spätwerk des Architekten und entbehrt der frühen Expressivität und Bewegtheit. Für die Kreuzgemeinde entwarf der tief religiöse Bartning einen Bau von schlichter Klarheit. 1945 wurde die Kirche durch Bombenangriffe beschädigt, aber bereits wenige Jahre später mit Veränderungen im Innenraum wiederaufgebaut. Anhand zahlreicher zeitgenössischer Wettbewerbsunterlagen, Baupläne und Fotografien können Planung und ursprüngliches Aussehen des Kirchengebäudes anschaulich gezeigt werden. Diesen historischen Dokumenten werden aktuelle Fotografien des Leipziger Fotografen Hans-Christian Schink beigefügt. Berichte in überregionalen Bauzeitschriften und den Chemnitzer Tageszeitungen von 1936 spiegeln die Reaktionen auf den Neubau. Vergleiche mit anderen Kirchenbauten der 1920er und 1930er Jahre werden die Qualität der Chemnitzer Kreuzkirche von Otto Bartning im Kontext der modernen Kirchenarchitektur in Deutschland aufzeigen können. Heute gewinnt die Chemnitzer Kreuzkirche zunehmende Bedeutung als Konzertraum.

Die Publikation soll einen Beitrag zur wissenschaftlichen Aufarbeitung Chemnitzer Architekturgeschichte und der Geschichte des Deutschen Werkbundes in Sachsen leisten. Damit schließt der Autor an das Ausstellungs- und Publikationsprojekt «Industriearchitektur in Chemnitz 1890–1930» (1995) an. Zugleich wird die Historie der mehr als 80jährigen Chemnitzer Kreuzgemeinde anhand ihres Gotteshauses dargestellt.

Ausschlaggebend für die Initiative, eine monographische Publikation zu einer Chemnitzer Kirche zu erarbeiten, war vordergründig das 60jährige Baujubiläum der Kreuzkirche, das 1996 begangen werden kann. Zudem ist festzustellen, dass fast alle Chemnitzer Kirchen nur sehr spartanisch mit Veröffentlichungen zur eigenen Bau- und Gemeindengeschichte ausgestattet sind. Die Kreuzkirche gehört zu den jungen, nicht zu den über Jahrhunderte gewachsenen Kirchen. Entscheidend ist jedoch, dass die Architektur von Otto Bartning zu den herausragenden Chemnitzer Bauleistungen des 20. Jahrhunderts zählt, die Kreuzkirche – trotz ihrer Kriegsschäden – zum wertvollen, weil größtenteils verlorenen Vorkriegsstadtbild gehört.

«Eine Entdeckung, nicht nur für Chemnitzer.» (Sächsische Heimatblätter 1996)

In gleicher Ausstattung erschienen:
«Die Stadtkirche St. Jakobi zu Chemnitz» (2000)
«Die Stiftskirche zu Chemnitz-Ebersdorf» (2003)

 

AKTUELL:
Die Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau e.V. (OBAK) hat eine Petition eingereicht, die für die Anerkennung von Otto Bartnings zwischen 1947 und 1953 entworfene «Typenkirchen» («Notkirchen») als UNESCO-Weltkulturerbe wirbt.
Der Wortlaut der Petition findet sich hier: www.openpetition.de